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Liebe Leserin, lieber Leser,

die Skulptur oben will erinnern und zur Versöhnung rufen. Der Künstler wollte ein Denkmal aus Licht schaffen - eine Friedenstaube, die mich an das Pfingstfest denken lässt. Die Geschichte dazu erzähle ich auf der Rückseite.

Zu Pfingsten heißt es in Apostelgeschichte im 2. Kapitel (übersetzt von Fridolin Stier):

Und als der Tag des Pfingstfestes vollends gekommen, waren alle gemeinsam am Ort. Und es geschah: Plötzlich kam aus dem Himmel ein Brausen - wie von einherfahrendem gewaltigem Schnaufen. Und es füllte das ganze Haus, darin sie saßen. Und sichtbar wurden ihnen - sich verteilend - Zungen wie von Feuer. Und die setzten sich auf jeden von ihnen. Und voll heiligen Geistes wurden alle. Und ihre Zungen begannen anders zu reden - wie der Geist es ihnen kund gab. ... Als laut ward dieses Rauschen, lief die Menge zusammen und ward verwirrt, da ein jeder sie hörte in seiner eigenen Sprache. Sie waren außer sich und sagten staunend: Nein - da! Die hier reden - das sind allsamt Galiläer! Und wieso hören wir jeder unsere Sprache, in der wir geboren sind? ... Sie waren alle außer sich und wußten nicht ein noch aus - sagte einer zum anderen: Was mag das sein?

Ein frohes, geisterfülltes Pfingsten auch im Namen unseres Teams!

Ihr Pfarrer Gerhard Reitz

Pfingsten, bes. der Pfingstmontag ist seit einiger Zeit für uns in der Sanderau Zeit der ökumenischen Begegnung. Für meine Haltung in der Ökumene haben mich zwei Anlässe besonders geprägt:

  1. Ein Seminar zur Ökumene an der Uni in Innsbruck bei Prof. Lies, SJ. Der verlangte von uns StudentInnen einen Reformator im Urtext zu lesen und anschließend aus seiner Sicht heraus mit anderen in eine Debatte zu treten. Es saßen dann Calvin, Zwingli, Luther, Erasmus, Ecolampad (meiner!) am Tisch und führten hitzige Diskurse. Wie schnell man unnachgiebig werden konnte, wurde mir da klar.
  2. Das Denkmal auf der Vorderseite, das in Minerve steht, einem Städtchen hoch auf einem Bergsporn im Süden des jetzigen Frankreichs. Vor Jahren habe ich es besucht und lange betrachtet. Dort hatten die sog. Katharer ihre letzte Zuflucht. Sie selbst nannten sich einfach Christen oder Freunde Gottes. Sie praktizierten Sündenvergebung durch Handauflegung (und nicht gegen Geld), lebten materiell bescheiden, lehnten jeden Klerikalismus ab, Frauen waren Diakoninnen. Sie fanden großen Zulauf. Natürlich gab es auch kritikwürdige Seiten. Die kath. Kirche sah sich gefährdet und ging eine unheilige Allianz mit der französischen Krone ein, die ihr Herrschaftsgebiet ausdehnen wollte. Mit aller Grausamkeit geführte Kreuzzüge und die eigens erfundene Inquisition machte der Bewegung den Garaus. In Minerve hatten sich Gläubige der neuen Bewegung zurückgezogen. Als Ihnen bei der Belagerung das Wasser ausging, ergaben sie sich gegen ein Anmestieversprechen des späteren Erzbischofs von Narbonne. Er brach es: Die Standhaften wurden verbrannt, alle die der Bewegung abschwörten im Sumpf ertränkt.

Wohin ein rigoroser Glaube führt, der sich nicht dem Geist Gottes, dem Dialog und dem Frieden verpflichtet weiß? Seit der Zeit besuche ich jedes Jahr das Grab „meines“ Reformators Ecolampad im Basler Münster und verspreche ihm, mich für die Ökumene und Dialog einzusetzen. Dabei mag dieses Gebet helfen:

Wir denken an die Brüder und Schwestern
in der Gemeinschaft der ganzen Christenheit.
Gott, lass uns lebendig erfahren, dass wir zusammengehören:
In Gebet und Fürbitte, in Leben und Dienst, in Freude und Leid.
Du führst deine Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit.
Dir sei Lob und Ehre jetzt und in Ewigkeit.

Ökumenisches Gebet von Bischöfin Maria Jepsen und Bischof Dr. Hans- Jochen Jaschke.

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