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Beim traditionellen Sanderauer Kreuzweg im Freien ging es diesmal wieder von der Kirche St. Andreas nach St. Adalbero. Neben den steinigen Stationen des Weges war die gemeinsame Zusammenkunft heuer ein ganz besonderes Ereignis: Denn sie fand erstmals im neuen Haus der Kirche statt.


Seit etwa zehn Jahren werden dank der Initiative des Künstlers Gunter Demnig in und um Würzburg vor Häusern auf den Bürgersteigen so genannte Stolpersteine eingelassen. In der Sanderau gibt es mittlerweile 44. Sie sind aus Messing und sollen an Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Der Tross des Kreuzweges der Pfarreiengemeinschaft Sanderau stattete diesmal einem dieser Stolpersteine einen Besuch ab – und zwar dem in der Scheffelstraße 5.

Er erinnert an den einst dort wohnhaften Ernst Elias Lebermann, der am 11. November 1938 an den Folgen der Misshandlungen in der Reichsprogramnacht starb. Die Gläubigen aus der Sanderau legten zum Gedenken kleine Blütenblätter an den Stein. Auch heute sind noch immer zu viele Menschen dem Hass anderer ausgeliefert, konstatierten die Lektorinnen. Steinen wurde auf dem diesjährigen Kreuzweg auch sonst eine hohe Bedeutung zuteil. So hat jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer im Hof der Ritaschwestern von den Kleinsten einen Stein ausgehändigt bekommen.

Auf dem weiteren Weg galt es dann – den Stein in Händen haltend –, an einen Menschen, dem es derzeit nicht so gut geht, zu denken. Bei den Ritaschwestern verlas eine der Lektorinnen zudem die Geschichte von Veronika, die Jesus auf dem Kreuzweg ein weißes Tuch reichte, damit er sich den Schweiß von der Stirn wischen konnte. Auf dem Weg stimmte der Tross, an dessen Spitze die Kinder ein Holzkreuz trugen, immer wieder an: „Mit Jesus wollen wir gehen; den Kreuzweg Schritt für Schritt. Mit Jesus wollen wir gehen, und alle gehen mit."

Die letzte Station des Kreuzweges war die Adalbero-Kirche, passenderweise unweit des extra für die Osterzeit aufgehängten Lichtkreuzes des Künstlers Ludger Hinse. Eine Lektorin sagte: „Unser Kreuzweg endet hier am Lichtkreuz. Das finde ich sehr schön, denn das Lichtkreuz zeigt uns, dass Gott alles Leid verwandeln will. Wir dürfen vertrauen, dass nicht Hass und Tod das letzte Wort hat, sondern Liebe und Auferstehung.“

In diesem Sinne kam man anschließend im neuen Haus der Kirche zusammen, in dem Frau Pracher und ihr Team schon mit Kaffee, Hefezöpfen und anderen Leckereien auf die Gäste warteten. Wer mochte, konnte auch eine Osterkerze basteln. Gemeindereferentin Roswitha Spenkuch ging dabei genau wie ihr Mann Gerhard mit gutem Beispiel voran: Sie zauberte einen Lebensbaum aus Knetmasse auf ihre Kerze.

Jörg Rieger

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